Carnivore Diet & Autoimmunerkrankungen: Eine "Hypothese"
- Paretheus
- 7. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Obwohl es aktuell (noch) keine klinische Studien gibt, hat die Aufmerksamkeit für die Carnivore Diet in den letzten Jahren in der Wissenschaft stark zugenommen. Insbesondere die überwältigende Menge anekdotischer Darstellungen von Menschen, die über die Linderung ihrer Autoimmunerkrankungen durch diese Ernährungsweise berichten scheint hierzu beigetragen zu haben.
Dies wirft die Frage auf: Warum könnte die Carnivore Diet für Menschen mit Autoimmunerkrankungen effektiv sein?
Der Stand der Wissenschaft zu Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen zeichnen sich durch eine "fehlgeleitete" Immunantwort aus, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift und dabei gesunde Zellen und Gewebe schädigt. Statt einer klaren Bedrohung, wie einem Krankheitserreger, zu begegnen, reagiert das Immunsystem bei Betroffenen „irrational“ auf harmlose Strukturen – ein „Überreagieren“, das häufig zu chronischen Entzündungen und schweren Symptomen führt.
Die Wissenschaft hat zwar bedeutende Fortschritte im Verständnis von Autoimmunerkrankungen gemacht, doch die ursächlichen Mechanismen dieser Fehlregulation sind oft komplex und nicht abschließend geklärt. Das bedeutet, dass bei vielen Betroffenen weiterhin experimentelle Ansätze und unterschiedliche Ernährungsweisen getestet werden, um die Symptome zu lindern.
Hypothese: Homogenität und „Neutralität“ von Fleisch
Eine mögliche Erklärung für den Erfolg der Carnivore Diet bei Autoimmunerkrankungen liegt in der Homogenität der Nahrungsmittel, die in dieser Diät konsumiert werden. Fleisch, als Hauptbestandteil der Carnivore Diet, hat eine relativ einfache und homogene Zusammensetzung im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln. Pflanzen, insbesondere Gemüse, enthalten eine Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Antinährstoffen, die eine hohe chemische Vielfalt aufweisen.
Bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen könnte diese Vielzahl an chemischen Stoffen das Immunsystem übermäßig stimulieren oder gar irritieren. Obwohl diese pflanzlichen Verbindungen in vielen Fällen mit positiven gesundheitlichen Effekten und einer Stärkung des Immunsystems durch Stimulation in Verbindung gebracht werden, ist dies nicht unbedingt bei Menschen mit fehlregulierten Immunreaktionen der Fall. Gerade die immun-stimulierende Wirkung einiger pflanzlicher Stoffe könnte bei Menschen mit Autimmunerkrankungen nicht zu einer regulierten Stärkung, sondern einer Überreaktion führen.
Tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch, könnten in diesem Zusammenhang als „neutraler“ betrachtet werden, da sie weniger komplexe Stoffe enthalten, die das Immunsystem potenziell reizen könnten.
Weniger potenziell reizende Stoffe
Eine mögliche Erklärung für die zunehmenden Erfolgsberichte könnte sein, dass die Carnivore Diet bei Autoimmunerkrankungen funktioniert, weil sie möglicherweise die Menge an potenziell reizenden Stoffen drastisch reduziert. Während in pflanzlichen Lebensmitteln eine Vielzahl an Verbindungen enthalten ist, die das Immunsystem als Bedrohung einstufen könnte, bleibt die Zusammensetzung von Fleisch relativ konstant - überwiegend Proteine, Fetten und einigen Spurenelementen. Dies könnte erklären, warum viele Betroffene unter der Carnivore Diet eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome feststellen.
Die Rolle des Immunsystems
Die Reaktionen des Immunsystems scheinen bei Autoimmunerkrankungen nicht immer rational und vorhersehbar zu sein. Während bestimmte pflanzliche Stoffe bei gesunden Menschen eine positive Wirkung auf das Immunsystem haben können, könnte bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen genau das Gegenteil der Fall sein. Das Immunsystem reagiert möglicherweise auf harmlose pflanzliche Verbindungen, als wären sie schädliche Eindringlinge. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Stoffe grundsätzlich als „ungesund“ gelten sollten – sie sind nur für die jeweilige Immunlage einer Person problematisch.
Fazit
Obwohl es zur Carnivore Diet bislang keine klinischen Studien gibt, die ihre Wirksamkeit bei Autoimmunerkrankungen nachweisen, gibt es plausible Erklärungsansätze für die positiven Erfahrungen vieler Betroffener. Die Homogenität tierischer Lebensmittel und die geringere Vielfalt an potenziell reizenden Stoffen könnten eine entscheidende Rolle dabei spielen, das Immunsystem zu beruhigen und so die Symptome zu lindern. Da das Immunsystem von Menschen mit Autoimmunerkrankungen oft „irrational“ auf eigentlich harmlose Substanzen reagiert, bietet die Carnivore Diet eine interessante Hypothese für weitere Forschung und individuelle Ernährungsansätze.
Ist die Linderung von Autimmun-Symptomen einmal erreicht und über mehrere Monate konstant, bietet es sich an einzelne Lebensmittel wieder in die Ernährung aufzunehmen und die eigen (Immun-)Reaktion zu überprüfen.
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